https://weltwoche.ch/story/die-dunkle-seite-der-windkraft/
Windräder, Fotovoltaikanlagen und Elektroautos gelten dem modernen Europäer und Amerikaner als Sinnbild der sauberen, modernen und klimaschützenden Wirtschaft und Energieversorgung. Aber ist dieses politmedial vermittelte Bild realistisch? Klare Antwort: Nein.
Es fängt schon bei der Modernität der Windkraftanlagen an – wer gerne Hollywoodfilme schaut, entdeckt die kleinen, vielflügeligen Anlagen in fast jedem Film, der auf einem Bauernhof in der Vergangenheit spielt. Kein Wunder: In den riesigen USA waren oder sind viele abgelegene Farmen nicht an das Stromnetz der Metropolen angeschlossen. Sie produzieren dann ihren Strom mit Windrädern halt selber und legen die entsprechenden Arbeiten in die Zeitfenster, wenn der Wind weht. Das spart zudem Geld, weil man nicht die Infrastruktur der öffentlichen Netze mit bezahlen muss.
Die amerikanischen Bauern sind mit ihrer schlauen Strategie auf der Welt nicht alleine – auch in Indien, so erzählte mir ein Gaststudent in Jena, werden eigene Windkraftanlagen von landwirtschaftlichen Grossbetrieben des riesigen Subkontinentes für den Eigenverbrauch genutzt. Ins öffentliche Netz speisen sie aber nicht ein, weil die Siedlungen dauerhaft grossen Bedarf haben, der von wetterabhängigen Lieferanten nicht gedeckt werden kann.
Riesiger Flächenbedarf
Flatterstrom, Grundlast, Leistungsdichte und Erntefaktor – mit diesen Fachausdrücken lässt sich der energetische Unsinn der Windkraft umreissen. Die Begriffe gehören zu einem technischen Vokabular, das den grünen Politikern, Öko-Professoren, Energiewende-Journalisten und Klimaklebern der deutschsprachigen Länder in der Regel unbekannt ist. Da sass die Vizepräsidentin des Deutschen Bundestages, Katrin Göring-Eckardt, neulich in einer Talkshow und erklärte allen Ernstes, die Elektronen der grundlastfähigen Kernkraftwerke würden die Stromleitungen verstopfen und deswegen müssten die Windräder trotz Wind abgeschaltet werden. Dabei ist es so: Gerade Deutschland hat fast immer zu viel oder zu wenig Energie aus erneuerbaren Quellen im Netz (Flatterstrom). Ist zu wenig Strom im Netz, müssen die schnell hochfahrbaren Gaskraftwerke das ausgleichen, zusätzlich die Kohlemeiler. Ist zu viel Windstrom im Netz, müssen viele Propeller aus dem Wind gedreht werden, um eine Überlastung zu vermeiden. Ausserdem wird (nach dem Atomausstieg eher: wurde) der überschüssige Strom ins Ausland geleitet, was aufgrund der Lage Deutschlands in Mitteleuropa allerdings gut möglich ist. Zusätzlich wird – dem Vernehmen nach – von der Deutschen Bahn und anderen Betrieben, die grosse Elektromotoren besitzen, der überschüssige Strom «vernichtet», also von den Maschinen in Abwärme umgewandelt.
Auch ohne diese Probleme sind Windkraftanlagen energetisch und wirtschaftlich nicht sinnvoll, da ihre Leistungsdichte viel zu gering ist. Gemeint ist damit, wie viel Energie pro Zeiteinheit eine Maschine bereitstellen kann. Zum Vergleich: Energiemais liefert 0,2 Watt pro Quadratmeter Fläche, Fotovoltaik 10 bis 15, Wind in den Mittelgebirgen (Hessen) 45 Watt, Wasserkraft etwa 100 000, Kohle 250 000 und Urankernkraft 300 000 Watt. Man kann sich also leicht vorstellen, dass man viel mehr «erneuerbare» Kraftanlagen auf viel mehr Fläche benötigt, um dieselbe Menge elektrischer Energie – wie ein Kernkraftwerk – zu erzeugen. Beispiel: Um Deutschland ausschliesslich mit Windstrom zu versorgen, müsste man das Bundesland Bayern komplett mit Propelleranlagen vollstellen.
Um Deutschland mit Windstrom zu versorgen, müsste man Bayern komplett mit Propeller vollstellen.
Damit hängt der sogenannte Erntefaktor zusammen – das ist die Menge an Energie, die man herausbekommt, geteilt durch die investierte Energie. Auch hier rangiert die Windenergie mit dem Verhältnis 3,9 unterhalb der Wirtschaftlichkeitsschwelle gemäss OECD-Beurteilung von 7 bis 8 – im Gegensatz zu Gas- und Kohlekraftwerken mit etwa 30 und Kernkraftwerken mit etwa 75. Die neuesten Reaktortypen sollen sogar Erntefaktoren von bis zu 7000 erreichen.
Tote Vögel, Trockenheit
Neben den grundsätzlich schlechten thermodynamischen Werten schneidet die Windkraft, auch praktisch gesehen, schlecht ab: Die vom Hersteller angegebene Leistungsfähigkeit eines Rades, die Nennleistung, ist in der Regel graue Theorie, da sie nur bei optimalen Windverhältnissen erreicht wird – an Land selten. So verwundert es nicht, dass im Mittel die Volllaststunden bei Nennleistung nur knapp 19 Prozent der gesamten Betriebszeit ausmachen.
Hinzu kommt der ökologische Unsinn der Windkraft: Im Vordergrund stehen Vogelschlag und Klimaveränderung durch die Windräder selber. Dass Vögel und Fledertiere in grosser Zahl den Riesenpropellern zum Opfer fallen, ist allgemein bekannt und wird auch von Verfechtern der sogenannten erneuerbaren Energien nicht bestritten – zu viele tote Vögel und Fledermäuse finden sich am Boden. Zur Verteidigung wird argumentiert, dass Katzen und Autos viel mehr fliegende Sympathieträger töten. Das mag korrekt sein – aber wieso ein Argument? Wenn Verkehr und Haustiere schon so viele fliegende Wildtiere töten, sollte man weitere Todesursachen vermeiden, statt sie zu fördern. Ausserdem reissen Katzen zumeist siedlungsnahe Kleinvögel wie Meisen und Amseln und keine Bussarde und Rotmilane – die teilweise geschützten Greifer werden exklusiv von Windradflügeln erschlagen.
Eine im letzten Jahrzehnt zunehmend bekannter werdende Gefahr der Windparks ist die Klimaveränderung. Kürzlich gab der besonders durch Youtube bekannte Konstanzer Physikprofessor Gerd Ganteför, beileibe kein scharfer Kritiker der Klimakrisentheorie, dem Nordkurier ein Interview, in dem er auf die Austrocknung der betreffenden Regionen hinwies. Der Mechanismus ist einfach: Windräder nehmen dem Wind seine Energie – dafür sind sie ja da. Der verlangsamte Wind bewirkt Verdampfung – was wegen der geringeren Verdunstungskälte zu erhöhten Temperaturen führt.
Gesundheitlicher Unsinn
Ganteför wunderte sich dabei, dass es nur wenige Studien zu dem Thema gibt. Warum, ist klar: Findet eine Studie heraus, dass sich Region X zweimal schneller als der Rest der Welt erwärmt, fliesst das Fördergeld in Mengen. Will ein Wissenschaftler aber untersuchen, welche negativen Auswirkungen die Windfarmen haben, sind die mächtigen Profiteure der angeblichen Klimakrise weniger interessiert, das zu finanzieren. Wird es doch einmal untersucht, zum Beispiel durch Konrad Voge in Deutschland, zeigt sich eine klare Korrelation zwischen der seit 2001 heftig zunehmenden Windradverbreitung und der Niederschlagsreduktion in den Bundesländern mit vielen Windparks.
Ein weiterer verschwiegener Problempunkt ist die Entsorgung der Windkraftanlagen. Nichts hält ewig – auch die sehr robust gebauten dänischen und deutschen Windräder nicht. Die Haltbarkeit der Konstruktionen basiert vor allem auf dem massiven Einsatz von Stahlbeton – allein die Fundamente haben Ausmasse, die sich der Bürger beim Spaziergang unter dem Propeller nicht vorstellen kann. Diese bleiben nach dem Abriss einer Anlage in der Regel im Boden, weil das Heben oder Abfräsen des gigantischen Metall-Beton-Pfropfens extrem teuer wäre – der erhebliche Profit des Betreibers über zwanzig Jahre wäre dann zu gering oder ganz dahin. Selbst wenn also in ferner Zukunft die deutsche oder dänische Windkraftindustrie weitgehend beerdigt und abgetragen würde, lagerten immer noch Gigatonnen Beton-Stahl-Material auf dem Meeresboden oder unter Wiesen und Wäldern – für Jahrhunderte, Jahrtausende.
Hinzu kommt eine Verbundstoffmischung der besonders windbelasteten Rotorblätter – sie bestehen in verschiedener Kombination aus Balsaholz, Epoxidharz (und Ähnlichem) sowie Aluminium- oder Karbonfaserstreben. So stabil diese Materialien auch sein mögen – wiederverwerten lassen sie sich meist nicht, eigentlich nur verbrennen. In den USA, in Wisconsin, wurden sogar viele alte Rotorblätter schlicht vergraben, weil man sie nicht verbrennen konnte.
Windkraftanlagen werden nicht in Städten, in denen die grüne Hauptwählerklientel wohnt, sondern fernab der Metropolen auf dem Land errichtet. Dessen Bewohnerschaft, eher strukturkonservativ und selten grün wählend, klagt über den Verlust von Heimat und Landschaftsbild, wenn die Politiker und ihre Förderklientel die Hightech-Industrieanlagen in Wälder und auf Wiesen stellen. Im Januar wurde vermeldet, dass die Berliner Regierung 2 Prozent der Fläche Deutschlands mit Windrädern pflastern will – tatsächlich wird es auf mehr hinauslaufen, da eine moderne Grossanlage mit Anfahrtswegen für Schwerlastfahrzeuge und so weiter erheblichen Flächenbedarf hat.
Neben dem eher emotional begründeten Argument des Heimatverlustes zeichnet sich immer deutlich ab, dass bewusst nicht hörbarer Infraschall (unter 16 Hertz) die Gesundheit nicht weniger Bürger belastet. Das niederfrequente Brummen erreicht hohe Schalldruckpegel von hundert Dezibel (ugs. «Lautstärke») und Reichweiten von zehn Kilometern. Es kann daher sehr wohl wahrgenommen werden und stört die Gesundheit besonders empfindlicher Anwohner. Da es nicht alle Menschen oder die Mehrheit betrifft, ist die Quellenlage uneindeutig – und Windkraftgegner und Befürworter bewerten das Phänomen nach eigener Interessenlage.
Windräder nehmen dem Wind seine Energie. Der verlangsamte Wind bewirkt Verdampfung.
Schliesslich sticht der finanzielle Unsinn der Windkraft ins Auge: die zeitlich befristete öffentliche Förderung. Neben Dänemark ist Deutschland mit knapp 30 000 Windkraftanlagen eine Hauptzone der weltweiten Windnutzung. Wobei das Land mit weniger als der Hälfte des Anteils an der mitteleuropäischen Tiefebene eigentlich nicht besonders windreich ist – der küstenreiche Nachbar im Norden ist da viel besser gestellt. Das zeigt sich beim Anteil an der deutschen Stromerzeugung: 2021 lieferten die Windräder nur 111 Milliarden Kilowattstunden von insgesamt 517 Milliarden (entspricht 21 Prozent). Im selben Jahr kamen zudem erstmals seit langem keine weiteren Anlagen hinzu – die Zahl schrumpfte sogar von rund 29 600 auf 28 200. Grund dafür ist der zunehmende Widerstand von Umweltschützern und Anwohnern in den Gemeinden.
Subventionsleichen
Wirtschaftlich sind Windräder, die das öffentliche Netz versorgen, noch nie gewesen. Deswegen werden deutsche Anlagen nach zwanzig Jahren meist abgebaut, und zwar aus folgendem Grund: Das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) garantiert den Betreibern eine steuerlich finanzierte Einspeisevergütung für zwanzig Jahre. Ohne das würde nicht ein einziges Netzwindrad errichtet, weil es schlicht zu teuer wäre; man würde draufzahlen. Nach dem Wegfall der Förderung sind die Anlagen unprofitabel und werden abgerissen – oder aufgestockt, um weitere zwanzig Jahre subventioniert zu werden.
Die Liste der hier aufgeführten Nachteile der Windkraftanlagen ist lange nicht vollständig, eine umfassende Darstellung der Probleme würde mindestens eine komplette Zeitung füllen. Die meisten der Nachteile sind auch schon lange bekannt, auch den grünen Eliten. So diktierte ausgerechnet der gerade geschasste deutsche Wirtschaftsstaatssekretär Patrick Graichen den Journalisten der Zeit bereits Ende 2014 ins Notizheft: «Wir haben uns geirrt bei der Energiewende. Nicht in ein paar Details, sondern in einem zentralen Punkt. Die vielen Windräder und Solaranlagen, die Deutschland baut, leisten nicht das, was wir uns von ihnen versprochen haben. Wir hatten gehofft, dass sie die schmutzigen Kohlekraftwerke ersetzen werden, die schlimmste Quelle von Treibhausgasen. Doch sie tun das nicht.»